Differenzierung

Die Differenzierung beschreibt “alle Maßnahmen schul- und unterrichtsorganisatorischer Art, die zur Förderung von Schüler, deren unterschiedlicher Neigungen, Begabungen, Interessen, Schwächen und Stärken unter Berücksichtig des jeweiligen Entwicklungsstandes ergriffen werden […]« (Saalfrank 2008, S. 66–67).

Aus den bereits ausgeführten Untersuchungen zu den kognitiven Voraussetzungen , wird klar, dass die Konstruktion von Wissensbeständen individuell geschieht und vor allem auf das Vorwissen zurückgreift – dies gilt auch und sogar insbesondere beim Umgang mit Medien, die einen weiteren Faktor sozialer Disparitäten mit in den Unterricht bringen. »Ein Unterricht, dessen Gestaltungsprinzip darauf abzielt, Individualisierung auf vielfältige Weise zu fördern, und zwar auf Lernertrag und Lernmöglichkeiten, ist schülerorientiert, da der Schüler im Zentrum der Bemühungen des Lehrenden […] steht.« (Saalfrank 2008, S. 67) So muss im Umgang mit Medien beispielweise darauf geachtet werden, individuelle Faktoren zu berücksichtigen. Hierbei sind zum Beispiel »attentative Prozesse […] in hohem Maße abhängig vom Vorwissen der Lernenden« (Horz 2009, S. 112). Einerseits haben z.B. Filme und Animationen zwar »eine positive motivationale Wirkung« (ebd.), führen aber nicht zwangsläufig zu einem höheren Lernerfolg. »So wird das Betrachten von Filmen im Vergleich zum Lesen eines Textes als >einfach< empfunden« (ebd.). Dies kann zu einer verminderten Anstrengung in Bezug auf eine mentale Verarbeitung des Filmes oder Videos führen, wodurch ein langanhaltendes Interesse nicht aufgebaut wird (vgl. ebd.). Es ist auch ein erhebliches »Maß an Vorwissen notwendig um logische Bilder und Piktogramme sachrichtig zu interpretieren« (ebd.) – dies erfolgt in Abhängigkeit von »kulturellen Konventionen« (ebd.), die bei Unbekanntheit den Weg zur Deutung versperren. Dennoch muss versucht werden, den Lernertrag und die Lernmöglichkeiten für jeden Schüler zu maximieren. Für die Schülerorientierung ist eine innere Differenzierung notwendig: nicht nur in didaktisch-methodischer Hinsicht, sondern auch bezüglich der Wahl der Erziehungsziele. Hierbei spielt vor allem die innere Differenzierung eine große Rolle:

Wenn Unterricht jeden einzelnen Schüler optimal fördern will, wenn er jedem zu einem möglichst hohen Grad von Selbsttätigkeit und Selbstständigkeit verhelfen und Schüler zu sozialer Kontakt- und Kooperationsfähigkeit befähigen will, dann muß er im Sinne Innerer Differenzierung durchdacht werden (Klafki 1996, S. 181).

Nach Bönsch (2009) gibt es verschiedene Möglichkeiten der inneren Differenzierung, um dem individuellen Lernen entgegenzukommen. Welche Möglichkeiten es für die unterrichtliche Interaktion und das Wissensmanagement mit den digitalen Medien gibt, zeigen Melanie Staudermann und Renate Schulz-Zander in ihrem Artikel über die ›Dimensionen unterrichtlicher Interaktion bei der Verwendung digitaler Medien‹ (Staudermann/Schulz-Zander 2012, S. 51ff.) auf.

Auf Basis von Fallstudien und Videoaufzeichnungen der SITES M2 Studie sowie der IEA Studie, analysieren sie die »Nutzung digitaler Medien im Unterricht auf der interaktiven Ebene des Wissensmanagements […]« (ebd., S. 51). Reinmann und Mandl (2006, ebd., S. 52–53) betonen, dass das Lernen ein aktiver, selbstgesteuerter, konstruktiver, emotionaler, situativer und sozialer Prozess ist. Durch die Schaffung möglichst authentischer und komplexer Aufgabenstellungen sollen derartige Lernprozesse angeregt werden. Sie berufen sich auf den Konstruktivismus, der insbesondere das Wechselspiel zwischen Instruktion und Konstruktion betont. In diesem Zusammenhang sind z.B. integrierte Lernumgebungen das Mittel der Wahl (Es reichen aber auch sorgfältig ausgewählte Tools). Sie sollen es ermöglichen, neben »selbstgesteuertem Lernen auch interaktive Austauschprozesse zwischen den Gruppenmitgliedern mit dem gemeinsamen Ziel einer sozialen Ko-Konstruktion von Wissen [zu] forcieren« (ebd., S. 53). Die Kollaboration soll durch den Austausch unterschiedlicher subjektiver Perspektiven die Wissensproduktion fördern, die »mehr beinhaltet als die Summe der individuellen Leistungen« (vgl. ebd.). Daher hat Schulz-Zander in Rekurs auf die SITES M2-Studie »vier Formen des Lehrens und Lernens extrahiert, die in besonderer Weise die – Merkmale und Potenziale der digitalen Medien umsetzen können […]« (Staudermann/Schulz-Zander 2012, S. 53). Laut Schulz-Zander sind vor allem »individualisiertes Lernen, forschendes Lernen, kollaboratives Lernen (mit externen Partnern) und produktionsorientiertes Lernen« (ebd. S. 53) relevant für das Lehren und Lernen. Der Einsatz digitaler Medien soll ein »eigenaktiv-konstruierendes und kooperatives Lernen« ermöglichen und eine »konstruktivistisch-orientierte Lernumgebung bereichern« (ebd., S. 54).

Freigebende innere Differenzierung nach Bönsch

Die Arbeit an Modulen oder Lernprogrammen entlang ist so zu denken, dass der zu bewältigende Lernstoff im Nach-/Nebeneinander von Modulen organisiert ist. Der den Schülern bekanntgemachte Lernplan zeigt diese auf. Die Schüler/-innen können diese Mdoule nach Maßgabe von nötiger Lernzeit und individuell kalkuliertem Arbeitsumfang bearbeiten. Leistungskontrollen stehen jederzeit zur Verfügung. Lehrer/-innen stehen zur Beratung und Erklärung/Vermittlung zur Verfügung. Bei der Programmierung des Lernstoffes in Gestalt von gedruckten Programmen oder von Computerlernprogrammen wird das selbstständige Lernen noch effektiver gefördert. Der Lerner wird durch Lernsequenzen geführt, er bekommt sofort Rückmeldung, bei Fehlern bekommt er Wiederholungen, Vereinfachungen, Schleifen angeboten, um über Klippen hinwegzukommen.

Bönsch, Manfred

  • Arbeit an Modulen oder Lernprogrammen entlang.
    • (1) Lernstoff eines Faches ist in Module (Großeinheiten) aufgeteilt, die bewältigt werden müssen.
    • (2) Sie werden nach Lehrplan angeboten. Die Schüler können entscheiden, wie lange sie jeweils in den Modulen bleiben.
  • Der Lernstoff ist durchgehend programmiert.
    • (1) Die Schüler arbeiten an Computerprogrammen entlang.
    • (2) Besprechungsphasen werden regelmäßig angeboten.

Hier muss überlegt werden, ob solche Strukturen nicht z.B. in unserem Förderband einfach implementierbar sind. So könnten viele Probleme aufgefangen werden. Tools die hierbei nutzbar sind wären z.B. Quizlet, Kahoot, H5P und Lernvideos.