Kollaboration

Kollaborativer Unterricht

Der kollaborative Unterricht beschreibt eine Arbeitsform, die ohne direkte Kontrolle durch den Lehrer abläuft. Schüler und Lehrer planen den Unterricht gemeinsam, so dass die Verantwortung für den Lernerfolg zwischen den Teilnehmenden aufgeteilt wird. Hierzu zählen etwa: »Projektarbeit, Theaterarbeit, Zukunftswerkstatt […]« (vgl. Saalfrank 2008, S. 79). Interessant in diesem Zusammenhang ist vor allem das Konzept des Wechselseitigen Lehrens und Lernens (WELL) – in diesem Bereich werden die »Lernenden zu Experten für einen Teil des Lernstoffs« (ebd.), sodass eine wechselseitige Vermittlung zwischen den Schülerinnen und Schülern stattfindet. »Das Lernen mit digitalen Medien bzw. mit dem Internet dient in diesem Kontext dazu, gemeinsam mit anderen zu arbeiten, Kontakte herzustellen, eine gemeinsame Wissensbasis oder geteiltes Wissen zu erzeugen. Kooperationen sollten nicht nur klassenintern stattfinden, sondern auch klassenübergreifend oder mit schulischen und außerschulischen Partnern.« (Albers/Magenheim/ Meister 2011, S. 9). Hierbei ergeben sich vor allem Vorteile im Zusammenschluss zu »Lerngemeinschaften«, die eine »gemeinsame Wissensbasis und damit geteiltes Wissen herstellen« (Staudermann/Schulz-Zander 2012, S. 54).

Ein Klassiker des Deutschunterrichts ›Die Analyse‹ steht bei Schülern in dem ständigen Verdacht, etwas zu sein, das man allein niemals richtig zustande bringt. Die analoge Didaktik hat es bereits vorgemacht: Schreibgespräche, Schreibwerkstätten etc. ermöglichen es, gemeinsam im Unterricht an Texten zu arbeiten. Das hilft. Manchmal. Die digitalen Medien ermöglichen es uns heutzutage, z.B. kooperative Dokumente zu erstellen, die von mehreren Nutzern gleichzeitig bedient werden können. Ich habe im Deutschunterricht der Stufen 9–13 bereits sehr häufig kooperative Dokumente (Etherpad, Firepad oder Padlet) eingesetzt und Schüler gemeinsam an einer Analyse arbeiten lassen. Hierbei sind natürlich instruktive Elemente hinsichtlich der Gruppenaufteilung sowie eine dezidierte Aufgabenstellung und eventuell strukturelle Vorgaben im Dokument notwendig. Sind diese jedoch sinnvoll ausgewählt, entsteht gemeinsame Analyse von sechs Gruppen binnen einer Schulstunde. Diese können dann digital ausgetauscht und hinsichtlich der Ergebnisse verglichen und überarbeitet werden. So kann einfach eine Plateaubildung stattfinden, auf deren Grundlage weitere Unterrichtseinheiten aufgebaut werden können.

Problemlösefähigkeit

Neben den von Staudermann/Schulz-Zander (2012) & Albers/Magenheim/Meister (2011) genannten Kategorien bieten sich noch weitere wichtige Unterkategorien des Lernens mit digitalen Medien: etwa die Problemlösefähigkeit. Carsten Schulte und Maria Knobelsdorf (2011) unterscheiden in ihrem Artikel Medien nutzen, Medien gestalten – eine qualitative Analyse der Computernutzung vor allem zwischen dem gestaltenden und dem nutzenden User. Während sich das gestalterisch tätige Individuum in der Lage fühlt, digitale Artefakte zu überwinden, fällt es dem passiven Nutzer schwer, aktiv tätig zu werden (vgl. S. 104ff.). Implizit rekurrieren Schulte und Knobelsdorf hierbei auch auf die Fähigkeitsselbstkonzepte von Schülerinnen und Schülern. Wenn sich jemand als hilfloser Nutzer wahrnimmt und dann im Unterricht Fertigkeiten wie den Umgang mit Word erlernt, wird er sich danach als ›hilfloser Nutzer mit Word-Kenntnissen‹ wahrnehmen. Es gilt diese Problemlagen zu antizipieren und aus passiven Nutzern aktive Nutzer auch im Sinne der Fähigkeitsselbsteinschätzung zu machen. Alle Schülerinnen und Schüler sollen zu einem »aktive[n], selbstgestalterischen Umgang geführt werden, indem man bei der Nutzung von Funktionalität zunehmend auch die Struktur einbezieht und aufzeigt« (Schulte/Knobelsdorf 2011, S. 107ff.).

Diese herangehensweise klingt kompliziert, ist aber im Grunde einfach zu lösen. Cryptpad bietet z.B. alle dieser Möglichkeiten out-of-the box. Man muss als Lehrer nichts anderes tun, als sich zu registrieren und ein ausgewähltes Dokument (passwortgeschützt!) freizugeben.

Beispiel: Ein kollaboratives Dokument in drei einfachen Schritten erstellen

Wähle z.B. ein ‘Pad’ aus. Cryptpad erstellt dir nun in einem Ordner (wie auch in Windows) ein Textdokument, dass du nun aber teilen kannst und in dem du mit den Usern chatten kannst. Die User müssen sich dafür nicht registrieren, sie benötigen nur deinen Link, der sich z.B. auch als QR-Code auf einem Arbeitsblatt einfügen lässt.

Kollaborative Dokumente (Cryptpad bietet auch z.B. auch die Möglichkeit eine Präsentation, Umfragen, Zeichnungen kollaborativ zu erstellen) ermöglichen es, bei korrekter Instruktion durch gute Aufgaben und Regeln, Dokumente zu erstellen, die von allen Usern bearbeitet werden, nachvollzogen werden, auf weitere Dokumente verlinken, die Erklärungen o. alternative Lösungen, andere Präsentationsformen o.ä., anbieten und interaktive Lernprozesse bieten (z.B. kommentieren, chatten, diskutieren o.ä.).